Legacy, 4/2016

DEMENTIA waren bis jetzt die klassische Zettelband für euren Rezensenten - man hatte sie auf dem Zettel. Die Gruppe ist seit 1989 aktiv und zählt somit definitiv zu den alten Hasen im nationalen Death-Metal-Zirkus. Nun liegt der fünfte Langdreher seit 1996 vor. Getreu dem Titel ist das Cover weniger farbenprächtig. Das erledigt die Musik: Fünf Stücke gibt es - das kürzeste geht bei Minute sechs über die Ziellinie. Mit dem Titelstück nähern sich die Musiker der Halbmarathondistanz. Veritable 18:57 Minuten dauert der Song und um es vorwegzunehmen: Es wird nicht langweilig! Das ist der Ritterschlag für solche Mini-Epen. 'Ghosts' steht dem mit seinen knapp zehn Minuten in nichts nach und ist der geeignetste Song, um gemeinsam mit DEMENTIA auf die Reise zu gehen: großartige Gitarrenharmonien, flankiert von ziemlich gutturalem Gesang, der aber auch wunderbar zerbrechlich wirken kann. Kein ausgelutschtes Wechselspiel, sondern intelligenter Einsatz von Sänger Stephan und Gitarrist Jörg. Dazu gibt es, fesselnde Stimmungsbögen und ein hohes Maß an Musikalität zu entdecken. Das zeigt sich besonders am Einsatz der verschiedenen Keyboardsounds. Hier wird nichts zugekleistert sondern akzentuiert. In den überlangen Kompositionen finden sich auch immer wieder Doom-Ruheinseln, bei 'Darkness Rising' direkt zu Beginn. DEMENTIA sind keine plakativen Technikbolzer, Blasts und Schredderwahn finden nicht statt. "Dreaming In Monochrome" klingt so, wie sich der wunderbar metaphorische Titel liest: schwer fassbar, aber sehr schnell vertraut. Noch schöner ist, dass man die Band nicht gleich in eine Schublade stecken kann - was gibt es besseres? Selber entdecken! Auch wenn Sie musikalisch nicht vergleichbar sind, so erinnern Sie vom künstlerischen Duktus an Pavor oder Dark Millennium. Wer ein Liebhaber von (im Wortsinne!) progressiver Musik ist, findet in DEMENTIA einen neuen Begleiter.

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